Coronavirus: Informationen für Krankenhäuser und Pflegeheime
Angesichts der aktuellen Situation rund um die Ausbreitung des Corona Virus SARS-CoV-2 und der daraus resultierenden Erkrankung COVID-19 ist auch in Deutschland mit einer massiven Zunahme der Anzahl der Betroffenen zu rechnen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Corona Virus als weltweiten Notfall eingestuft. Nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die Atemwegserkrankung hoch.
Auch unter Berücksichtigung einer möglichst effektiven ambulanten Versorgung, ist mit einer hohen Belastungssituation in Krankenhäusern zu rechnen. Aus diesem Grund sollten vor allem ambulante und stationäre medizinische Einrichtungen im Rahmen des klinischen Risiko- und Krisenmanagements und auf Grundlage der Vorgaben des RKI, die bisherigen Maßnahmen überarbeiten und im Vorfeld klare Festlegungen treffen.
Aus diesem Grund raten wir Ihnen, Ihre aktuellen Pandemiepläne zu überarbeiten. Hierbei unterstützen wir Sie gern, nehmen sie Kontakt auf!
Primäres Ziel sollte es sein, die Verbreitung des COVID-19 soweit es geht zu verhindern und medizinisches Personal zu schützen. Aus diesem Grund haben wir für Sie einige mögliche sinnvolle, notwendige und umsetzbare Maßnahmen zusammengetragen:
Erhalten Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Hauses
Update zum 19.03.2020
- Richten Sie einen Bereich, um die Proben für Labortest auf das Virus zu nehmen. Dieser sollte möglichst abgetrennt von der Krankenhausinfrastruktur sein und auch den Kontakt unter den zu testenden Patienten ausschließen. Am besten hierfür eignen sich Außenbereiche, bestenfalls überdacht.
- Gehen Sie sparsam und behutsam mit den vorhandenen Ressourcen um.
- Sagen Sie elektive Eingriffe ab, verschieben Sie diese oder steigen Sie auf Telemedizin um, soweit dies medizinisch vertretbar ist. Die Versorgungskapazitäten werden dadurch erhöht und können anderweitig genutzt werden.
- Berücksichtigen Sie andere medizinische Notfälle in ihrem Haus.
- Bereiten Sie Ihre Mitarbeiter auf Mehrarbeit vor. Vor allem in einer Pandemiephase können Beschäftigte besonders gefordert sein durch z.B. Anordnung von Überstunden, Verhängung von Urlaubssperren bzw. Rückholung von Personal aus dem Urlaub. Arbeits- und tarifrechtliche Fragen sollten vorab geregelt werden.
- Bestimmen Sie einen Verantwortlichen / Leitungsdienst, welcher vor Ort Maßnahmen koordiniert und Bedarfe schnell erkennt.
- Richten Sie feste Lagebesprechungen der Krankenhauseinsatzleitung ein, in denen mittel- und langfristige Maßnahmen geplant werden.
- Motivieren Sie ihr Personal und schaffen Sie Attraktivität, um auch in Krisensituationen qualifizierte Mitarbeiter an Ihrer Seite sicherzustellen.
- Richten Sie ein besonderes Augenmerk auf Ihre Infektionsschutzmaterialien – in Krisensituationen ist die Gefahr von Diebstahl nicht zu unterschätzen. Dazu ist es sinnvoll, den Zutritt zum Hause zu begrenzen und durch ein Schließkonzept zu einzuschränken.
- Führen Sie ein tägliches Briefing aller Mitarbeiter über aktuelle Fallzahlen durch. Dies kann für die Chef- und Oberärzte im Rahmen der Krankenhauseinsatzleitung passieren. Diese tagesaktuellen Zahlen sollten bei Schichtwechseln mit übergeben werden.
- Tägliche Überwachungen der eigenen Behandlungskapazitäten bilden einen Überblick der Gesamtsituation. Dazu zählt auch der Krankenstand der eigenen Mitarbeiter.
- Vernetzen Sie sich mit anderen Häusern in der Region, ehrenamtlichen Einrichtungen, Landkreis und Gesundheitsamt, um einen stetigen Informationsaustausch zu gewährleisten.
- Beschaffen und behalten Sie sich einen Überblick über das Lager: Erfassen Sie den aktuellen Ist-Bestand an Verbrauchsmaterialien, insbesondere Infektionsschutzmaterialien, Desinfektionsprodukte, Beatmungsgeräte, Sauerstoffzubehör und Infusionsmaterial und stocken Sie ihre Lager auf. Dafür sollten langfristige Beschaffungspläne erstellt werden.
- Sprechen Sie mit ihren Lieferanten, welche in Notfallsituationen noch lieferfähig sind.
- Überprüfen Sie täglich Ihre Sauerstoffvorräte und stocken Sie diese ggf. auf. Führen Sie Funktionstest Ihrer Beatmungsgeräte durch und setzen Sie diese in Stand.
- Sagen Sie elektive Eingriffe ab oder verschieben Sie diese. Die Versorgungskapazitäten werden dadurch erhöht und können anderweitig genutzt werden.
- Setzen Sie sich mit Transportunternehmen in Verbindung, um Patienten und Bewohner im Falle einer Isolation zu verlegen.
- Informieren Sie sich, welches Labor die Auswertungen für medizinische Proben übernimmt und welche Labore als Redundanz dafür zur Verfügung stehen könnten.
- Entlassen Sie frühestmöglich Patienten, sofern dies medizinisch vertretbar ist, um diese vor Infektionen zu schützen. Patienten können z.B. in eine häusliche Pflege oder in Kurzzeitpflege entlassen werden.
- Prüfen Sie aktiv ihre Personallisten und akquirieren Sie, wenn notwendig zusätzliches Personal. Lehrlinge oder Studenten aus medizinischen Fakultäten können bei einem Personalmangel für den Übergang Personal ersetzen. Leih- und Kurzarbeiter können Ihr Personal erweitern.
Begrenzen Sie die Infektionsweitergabe in Ihrem Haus
Update zum 19.03.2020
- Verzichten Sie auf Gruppenaktivitäten (insbesondere in pflegerischen Einrichtungen).
- Zugangsregelungen: Erlassen Sie einen Besucherstopp! oder legen Sie Besucherzeiten nur für bestimmte Stationen fest.
- Schränken Sie die Nutzung der Cafeteria ein. Richten Sie eine Zugangssperre für externe Nutzer und Patienten ein und legen Sie ggf. fest, dass nur das Personal die Cafeteria nutzen darf.
- Sagen Sie Gruppenaktivitäten der Patienten und Bewohner, Informationsveranstaltungen und ähnliche Veranstaltungen in den Einrichtungen ab.
- Bestimmen Sie einen Ort als Wartebereich für Patienten, die mit leichten Symptomen in ihr Haus kommen und Indikationen aufzeigen, einen Labortest durchzuführen. Dieser Ort sollte in räumlicher Entfernung zum Wartebereich der Notaufnahme liegen und logistisch von anderen Bereichen abgetrennt sein. Halten Sie den Personal- und Materialaufwand so gering wie möglich.
- Bestimmen Sie Stationen und Bereiche, in denen Patienten und Bewohner mit Verdacht auf Infektionen behandelt und gepflegt werden. Diese sollten räumlich getrennt von Stationen mit nicht-respiratorisch Erkrankten sein. Logistische Wege sollten diese Stationen nicht direkt verbinden und möglichst getrennt voneinander laufen. Ändern Sie im Zweifel Transport- und Laufwege. (3)
- Schalten Sie Lüftungsanlagen, die Isolierbereiche und anderen Bereiche verbinden, aus.
- Bestimmen Sie Personal, welches sich ausschließlich um Patienten und Bewohner mit Infektionsmöglichkeit kümmert.
- Transportieren Sie Patienten und Bewohner nur einzeln. Dabei sollten diese, sofern medizinisch vertretbar, einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Danach sind alle Kontaktflächen und das Transportmittel zu desinfizieren.
- Beobachten Sie den Gesundheitszustand der Angestellten. Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen sollen der Arbeit fernbleiben und sich einem Test unterziehen.
- Informieren Sie Patienten, Bewohner und Besucher und klären diese über notwendige Hygienemaßnahmen auf. Eine Kontrolle vor Eintreten in das Krankenhaus auf COVID-19-Symptome ist ratsam.
- Zugangsregelungen: Erlassen Sie einen Besucherstopp oder legen Sie Besucherzeiten nur für bestimmte Stationen fest.
Schützen Sie Ihr Personal
Update zum 19.03.2020
- Schulen Sie Ihr Personal (z.B. durch Videoschulungen, sog. Webinare) hinsichtlich der erweiterten Hygienemaßnahmen und setzen Sie diese um (insbesondere die Intensivierung der Reinigung relevanter Kontaktflächen, der Nutzung von Schutzausrüstung und deren Dekontamination etc.).
- Personal schützt sich im Umgang mit infektiösen Patienten und Bewohnern mit (1):
- Schutzkittel,
- Atemschutzmaske (mindestens FFP-2, möglichst FFP-3),
- Einmalhandschuhe.
- Unterweisen Sie Ihre Mitarbeiter hinsichtlich des Benutzens von Schutzkleidung und -ausrüstung. Gehen Sie auf Spezifikationen ein, z.B.:
- Vor Allem das Ablegen von Schutzkleidung und -ausrüstung birgt die Gefahr der Infektionsweitergabe.
- Wer eine Atemmaske trägt, darf keinen Bart tragen. Gesichtsbehaarung im Bereich der Dichtlinie verringert die Schutzwirkung der Masken. (2)
- Schulen Sie Ihr Personal hinsichtlich der erweiterten Hygienemaßnahmen und setzen Sie diese um (insbesondere die Intensivierung der Reinigung relevanter Kontaktflächen, der Nutzung von Schutzausrüstung und deren Dekontamination etc.).
- Ermöglichen Sie Transparenz gegenüber Ihren Mitarbeitern und Patienten.
- Wägen Sie folgende Punkte ab:
- Planen Sie eine Isolation oder Kohortenisolation. Welche Station/en sind dafür geeignet? Kann ggf. ein separater oder leerstehender Gebäudeteil als Isolationsstation umfunktioniert werden?
- Was passiert, wenn die Behandlungskapazitäten ausgeschöpft sind?
- Kann der Betrieb bei fehlenden Infektionsschutzmaterialien noch aufrechterhalten werden?
- Was geschieht, bei fehlenden Personalressourcen?
- Was können Sie für Ihr Haus aus den aktuellen Geschehnissen lernen? Hier empfiehlt sich eine engmaschige Dokumentation, eine Auflistung aller Mehrausgaben (z.B. über eine speziell eingerichtete Kostenstelle), eine dauerhafte Aktualisierung des hausinternen Pandemieplans.
Haben Sie fachliche Fragen oder benötigen Sie unsere Unterstützung? Wir helfen Ihnen gerne bei der Erfassung des Standes Ihres Pandemieplans, bei der Dokumentation der aktuellen Geschehnisse in Ihrem Hause und bei der Aktualisierung Ihres Pandemieplans.
Weitere Leistungen im Bereich Krankenhauseinsatzplanung finden Sie hier.
Informieren Sie sich auf den Plattformen der WHO, des RKI und des Bundesministeriums für Gesundheit. Bindend sind die Maßgaben der Gesundheitsämter.
Weitere und aktuelle Informationen finden Sie unter folgenden Links:
Aktuelle Informationen:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html
Rechtsvorschriften:
Informationen für medizinische Einrichtungen:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Hygiene.html
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Altenpflegeheime.html
Einzelnachweise:
- https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Hygiene.html
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Erreger_ausgewaehlt/Tuberkulose/Tuberkulose_03.pdf?__blob=publicationFile
- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Downloads/Infektionspraev_Pflege_Diagnostik_Therapie.pdf?__blob=publicationFile